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      Vorweg: Ich möchte hier keine Werbung für den ClassPad betreiben. Deshalb werde ich
      neben Hinweisen zu seinen Fähigkeiten auch seine Grenzen und Fehler versuchen zu analysieren.
      Außerdem muss ich einige kritische Anmerkungen generell zum Einsatz eines CAS im
      Mathematikunterricht feststellen. Leider erfolgten hierzu bisher generell
      keine praktikablen Hilfestellungen. D.h., der Einsatz des ClassPad erfolgt rein
      experimentell, ohne erprobte methodische Anleitung. Dass man mit diesem Gerät bei ungenügend
      didaktisch methodischer Betrachtung mehr Schaden anrichten kann als mathematischen Fähigkeiten
      zu verbessern, zeigen Studien an Universitäten (sehr interessant dazu: "Löst der
      Taschencomputer bald alle Probleme?" Computer-Algebra-Systeme
      und Mathematik-Unterricht von Wilfried Herget / Elvira Malitte / Rolf Sommer,
      Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) sowie Erfahrungen aus dem eigenen Berufsleben.
      Ob Sokoban, Riessches Rechenbrett, Rechenstab, Taschenrechner oder jetzt der Grafikfähige Taschenrechner
      mit Computeralgebrasystem (kurz CAS), alle diese Geräte nehmen dem Menschen langwierige
      stupide Rechenarbeit ab. Mit dem Classpad hat dieser Prozess allerdings eine völlig
      neue Dimension erreicht. Nicht nur das Große 1x1, Wurzeln, Logarithmen, Winkelfunktionswerte
      und Potenzen werden mit dem Taschenrechner ermittelt. Mit Hilfe des CAS sind im Prinzip
      alle Methoden des herkömmlichen Mathematikunterrichtes mit dem Taschenrechner ausführbar.
      Die Kopfrechenfähigkeiten von Sek-II-Schülern mit ganzen Zahlen und z.B. die Fähigkeiten, einfache Rechenoperationen
      mit gemeinen Brüchen sicher auszuführen, sehe ich mit großer Sorge.
      D.h. es beginnt eine Gratwanderung mit LEIDER nicht vorausschaubaren Folgen:
      Beispiel: Differentialrechnung. Die Fähigkeit: "Mit welcher Regel leite ich eine vorgegebene
      Funktion ab" und die Fertigkeit: "Egal wie kompliziert die Funktion aussieht, ich kann die Ableitung
      schnell und sicher ausführen", wird in Frage gestellt, denn diese Rechenmethode muss trainiert werden,
      um einen gewissen Grad an Sicherheit zu erreichen. Durch den Einsatz von CAS wird der Schüler nicht
      mehr "gezwungen" die Differentation zu üben (durchweg, während der gesamten Sek II). Er wird, wenn
      er es nicht aus eigenem Antrieb will, die Festigung umgehen und das CAS einsetzen. Der Abiturient
      wird zu Beginn seiner Studienzeit, falls er eine technische Richtung wählt, keine gesicherten Fertigkeiten
      beim Differenzieren besitzen. Beweis: Gleichartige Probleme, die Fertigkeiten im
      Umgang mit Gleichungen, Gleichungssystemen, Potenzgesetzen usw. betreffen, die in der
      Vor-CAS-Zeit bereits mit dem GTR lösbar waren, konnten mir von Hochschullehrern der TU BAF Freiberg
      bestätigt werden, welche sich kopfschüttelnd über die mangelnden mathematischen Fähigkeiten
      der Erstsemester wunderten. 
      Der Einsatz eines CAS ist im Mathematikunterricht mit äußerster Sorgfalt vorzunehmen. Er darf
      auf keinen Fall als Übungsersatz dienen. Dass das CAS Termumformungen vornimmt, ist ein Erfolg der
      Softwareentwickler, aber in Hinsicht auf die Schulung von mathematischen Fähigkeiten der
      Schüler ein gewaltiger Trugschluss. Der Lernprozess zum Verstehen mathematischer Grundlagen und Methoden verläuft immer
      oberflächlicher. Ja es gibt bereits Mathematikstunden, in denen nichts mehr aufgeschrieben
      wird, der Classpad beherrscht den gesamten Unterrichtsprozess.
      Der Schüler festigt sein Wissen nicht mehr durch eine sehr wesentliche Komponente: das schriftliche
      Erfassen und Formulieren mathematischer Gedankengänge. Der in Klausuren und Prüfungen verstärkt
      eingesetzte Aufgabenoperator "Beschreiben Sie..." deutet eben auf die Problematik hin, dass wir
      Schüler zwingen müssen, verstärkt über Methoden von Lösungsprozessen nachzudenken. Damit wird aber
      völlig ausser acht gelassen, dass mit dem Beschreiben noch lange keine rechnerischen Fähigkeiten
      nachweisbar sind. Er ist leider nur ein Deckmäntelchen, um die immer stärker werdenden Probleme in der Schulmathematik
      zu verschleiern.
      Nun hat der ClassPad daran keine Schuld, sondern die Art und Weise, wie das Gerät in den Schullehrplan
      eingeführt wurde. Ich habe nichts gemerkt oder gehört
      
      - von einer methodischen Vorbereitung und dazugehörigen Praxistests des CAS an Schulen und daraus
          gewonnen Ergebnissen
- von einer gezielten Weiterbildung der Lehrer, abgesehen von kleineren Einführungskursen
- von einer Planung zur technischen Erlernung der Funktionalität des GTR, um ihn wirklich
      effektiv verwenden zu können - das machen wir alle so nebenbei im Unterricht
- von Überlegungen zu den Folgen über möglich Fehlentwicklungen bei einem falschen Einsatz
          im Unterricht
- von den Grenzen und Fehlern des ClassPadd 300 und seiner Nachfolger (er kann eben nicht alle
          CAS-Probleme ausführen, der er vorgibt ausführen zu können - hier eine kleine
          Auswahl der Aufgabenstellungen, die mit dem ClassPad
          nicht lösbar sind)